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Where the wild words are in der Presse




Das Wiesbadener Tagblatt war beim Poetry Slam im April 2009 dabei. Hier der Artikel vom 2.5.2009.

Der Kurier schreibt über einen "kultigen" Verein, über "was man im alten Stil als "literarische Avantgarde" bezeichnet" und über unseren Gastautor im Februar 2009: Dirk Bernemann. Nachzulesen im Artikel vom 20.2.2009.

Schnitzelwoche! Wir sind auf dem Titel des zweiwöchigen Essenplans der Mensen von Uni und FH in FFm und Wiesbaden. Der wird in Magazinform herausgegeben. Hier das Heftchen als PDF: ISS_WAS_KW_06_07.pdf . Auf Seite 3 gibt es auch noch was zu sehen und zu lesen.

"Eine Talentschmiede für lebensnahe Literaten" heißt es über uns im Kurier vom 30.1.2009.

Zum Grand Slam 2007 am 21.12. schaute der Wiesbadener Kurier vorbei. Hier der Artikel vom 24.12.2007. Diesmal haben wir uns erlaubt Eigennamen zu korrigieren. Naja, nicht schlimm, wir können uns ja auch nur schlecht Namen merken und dann der Weihnachtsstress! Aber erstaunlich, sechs verfremdete Namen haben wir gefunden. (Nicht mitgezählt: Wiesbaden mit doppel-s; haben wir auch so gelassen.) Das Tagblatt hat den Artikel übrigens auch abgedruckt, aber gekürzt.

Hier ein Artikel im Tagblatt vom 20.10.2007 über die Wilden Worte.

Die Wilden Worte hatten am 22.9.2007 ein Gastspiel im ehemaligen Waschsalon im Westend. Ein wenig konfus was die Presse dazu schreibt. Kurze Richtigstellung: Wir sind keine Lesebühne im Sinne des Veranstaltungsformats "Berliner Lesbühne", wir laden allerdings ab und an Lesebühnenautor/innen ein. Die zwei, die neulich im Waschsalon lasen, gehören der seit diesem Jahr bestehenden und im Kulturpalast ansässigen Wiesbadener "Lesebühne Vollversorgung" an, nicht "Vollversammlung". Und Sabine heißt Sabrina...

Hier ein Artikel im Tagblatt vom 18.09.2007 über unseren Verein (ein wenig konfus, aber wir machen ja viel, da kommt dann mal schon was durcheinander) und mit der Vorankündigung des Specials im Waschsalon.

"Mückennahrungslieferant kriegt Lebkuchenherz" betitelte gestern der Wiesbadener Kurier seinen Artikel zum Grand Slam am 20.12.06 in der Räucherkammer. Daß der Slam eingebettet war in eine Gala mit Liveband und den Auftritten von weiteren "Lesestars" aus acht Jahren wilde Worte, blieb leider unerwähnt.

Zu der Lesung mit Ricarda Junge am 25. Mai in der Räucherkammer gab es Presse. Hier der Artikel vom 28.05.2005

Das Tagblatt war beim Grand Slam 2004 "auf der Wohnzimmerbühne" in der Räucherkammer. Hier der Artikel vom 20.12.2004

Im Kurier fragt die Kolumnistin von Wiesbaden privat warum Hasen lange Ohren haben. Hier zum Nachlesen. Es geht um den Grand Slam der Poetry Kids. Wie süß.

Das Tagblatt war bei unserer Wilden Worte Show mit Wolf Hogekamp und Felix Römer Hier der Artikel vom 29.10.2004

Der Wiesbadener Kurier schrieb in seinem Artikel zum Literaturhausfest in der Villa Clementine über unseren Beitrag:

"Für ein bisschen Polemik und eine gehörige Prise Humor sorgte 'Das Literarische Trio' mit den Wiesbadener Literaturmachern Alexander Pfeiffer, Jens Jekewitz und TurboLenz."

(Quelle: Wiesbadener Kurier, 13.9.2004)

Bei der Lesung mit Thea Dorn am 28.4.2004 waren der Kurier und das das Tagblatt.

Das Tagblatt schreibt im Artikel vom 27.02.2004 von unsererem Fünfjährigen.

Beim Grand Slam 2003 in der Räucherkammer war der Kurier; hier der Artikel vom 22.12.2003.

Beim Grand Slam der Poetry Kids war das Tagblatt; hier der Artikel vom 18.12.2003.

"Zerstörerische und fesselnde Liebe" titelt das Tagblatt über den Abend mit Sonja Ruf; hier der Artikel vom 31.10.2003.

Der Kurier schreibt über den Abend mit Feridun Zaimoglu; lest hier den Artikel vom 26.9.2003.

Der Kurier war beim Poetry Kids Slam! auf der Sommerwiese; hier der Artikel vom 23.8.2003.

Gleich zwei Artikel zu unserer Lesung mit Pamela Granderath.

Hier der Artikel vom Kurier und hier der vom Tagblatt , beide vom 27.6.2003.

Die Mainzer AZ hat unseren Slam zur MMPM besucht. Titelt "Großer Pfanni, Du bist kross, Du bist Boss"

Hier der Artikel vom 3.6.2003.

Der Wiesbadener Kurier schreibt über unserem Wiesenburg-Verlagsabend in der Räucherkammer.

Hier der Artikel vom 31.5.2003.

Der Wiesbadener Kurier war beim 2. Poetry Kids Slam.

Hier ist der Artikel vom 22.3.2003 zu lesen.

Das Wiesbadener Tagblatt war wieder mal in der Räucherkammer,
fands kuschelig und zeigte sich im Artikel vom 28.2.03 sehr angetan von "dreieinhalb Stunden Literaturevent" im "Wohnzimmer der jungen kreativen Literatur".

Hier ist der Artikel zu lesen.

Die Frankfurter Rundschau beschrieb am 26.11.02 Where The Wild Words Are als:

(...) für Wiesbaden wichtige und einmalige Initiative.

(Quelle: Frankfurter Rundschau, 26.11.02)

Mit einem verblüfften Lächeln lasen wir am 2.11.02 im Wiesbadener Tagblatt:

(...)Die Räucherkammer im Schlachthof ist prall gefüllt. Jugendliche, junge Erwachsene, erwachsene Junge, Männer und Frauen, Arbeiter, Akademiker und Arbeitslose, sie alle sind zusammengekommen, um wilden Worten aus der literarischen Subkultur zu lauschen.(...)
Subkultur tummelt sich dort auf Sesseln, Stühlen und Schaukeln, an der Bar oder an Tischen. Wer als nächstes aufsteht und vom Zuhörer zum Redner wird, ist nicht erkennbar.(...)
"Was ihr hier geschaffen habt, ist genau das, was die ursprüngliche Idee war", sagt ein Amerikaner, der zufällig einen Abend in Wiesbaden war (...) Es ist Marc Smith, der 1986 in Chicago den Poetry Slam begründete.(...)
Währenddessen sitzt Alexander Pfeiffer an einem Tisch und leitet den Verkauf seiner und anderer Bücher. Bettina Lehmann achtet darauf, dass die Dichter in der richtigen Reihenfolge auftreten und ihre fünf Minuten Redezeit einhalten, und Patricia Link kümmert sich um ihr Kind. Jens Jekewitz verkauft Bier an der Bar und unterstützt die freiwilligen Helfer bei ihrer Arbeit.
Doch allen steht ein leichtes Lächeln im Gesicht – trotz aller Probleme, den engen Finanzen, den privaten Schwierigkeiten oder bürokratischen Hindernissen. Alle handeln in dem Wissen etwas für ihre Sache zu tun, etwas für die Literatur zu tun.
(Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 02.11.02)

Wildheit der Älteren überschreibt der Wiesbadener Kurier seinen Artikel vom 1.03.02 über den Auftritt von Emmel, Stickelmann und Döbel bei Where The Wild Words Are.


Wiesbadener Kurier, 24.12.01

Sieg mit gewisperten und gegurrten Reimen

Slam-Poetry-Finale im Schlachthof
Von Kurier-Mitarbeiterin
Inka Wang
In der Räucherkammer des Kulturzentrums Schlachthof konnte der DJ das Publikum nur mühsam aus seiner süßschweren Vorweihnachtsstimmung reißen. Ganz gelingen wollte ihm das nicht. Was dem trotz Schnees zahlreich erschienenen Publikum nicht unrecht zu sein schien. Mit dem Jahresfinale der Veranstaltungsreihe "where the wild words are" und dem Wettkampf um den Titel des "Slammers" 2001 gab es schließlich einen feierlichen Anlass.
Ein bisschen Subkultur-Feeling, eine Prise Pop-Ästhetik, verhaltene Experimentierfreude und Lust am Sprachwitz kennzeichneten die Darbietungen der sechs Finalisten, die aus den Monatswettbewerben jeweils als Gewinner hervorgegangen waren. Etta Streicher, die Titelverteidigerin 2000, begann mit ihrem Lied von "Dingen, die glücklich machen" und lautmalte, wisperte und gurrte ihre Reime ins Mikrofon. Mit hintersinnigen Versen vom,"Amiland im Mamiland" und einer zeitkritischen Verballhornung des Vaterunsers in "Handy-User" hatte die temperamentvolle Mainzerin das Publikum rasch auf ihrer Seite und durfte ein zweites Mal den Titel Grand-Slammerin des Jahres nach Hause tragen.
Jana Kabobel aus Wiesbaden dagegen tat sich mit ihrer zarten Stimme schwer. Ihre phantastische Kurzgeschichte über das andere "Ich" in einer Schlachterei bewieß Gespür für Hintersinn und das Variieren verschiedener textlicher Ebenen, konnte aber mit ihrer Vielschichtigkeit die Zuhörer nicht in den Bann ziehen.
Mit lyrischen Ergüssen, deren Witze in der Kürze lagen, trat der Frankfurter Martin Ring an. "Liebesmarken hinterlasse ich auf dir" lautete eines seiner Gedichte in voller Länge. Und unter dem Titel "Egomanievollzug" präsentierte er ein lakonisches "Ich"! Da allen Kandidaten nur fünf Minuten zur Verfügung standen, hatten Geschichtenerzähler wie Daniel Wild aus Bingen mit seinem Märchen zum Wochenendblues ganz schön zu knabbern. Dafür zeigte er in der zweiten Runde mit dem Liebesgedicht "Liebste Lilly" dass er auch auf flottes Tempo umschalten kann und skandierte kunstvoll gebaute Schwure im rhythmischen Ton "rot, orange und pink". Das brachte ihm den zweiten Platz.
Auf Platz Drei kam der Wiesbadener Stefan Reiß mit witzig formulierten Eindrücken von Hunden in der Stadt. Mal sah er sie als "Fress-Beiß-undScheiß-Maschinen", mal als asiatische Delikatesse. Mit dem Urbegriff der slam poetry wild, exzentrisch, unmittelbar und subversiv -, wie er sich Ende der 80er Jahre in der amerikanischen Pop- und Underground-Szene durchsetzte, hatten die Stories und Gedichte der 5 Finalisten nicht mehr viel am Hut. Die wahre Bedeutung styliger, sinnschwerer Titel schleift sich oft ab. Was bleibt ist anders, aber nicht unbedingt schlechter. So dürfen die Wiesbadener Slammer ruhig weiter mit den wilden Worten werben, denn die Insider wissen, was Sache ist und stehen dazu: dem altehrwürdigen Literaturverständnis ein Schnippchen schlagen und nach dem Lustprinzip einfach drauflosdichten, erzählen, phantasieren, klangmalen und sich an dem freuen, was dabei herauskommt.
(Quelle: Wiesbadener Kurier, 24.12.01)
Wiesbadener Kurier, 31.8.2001

"Denn Kreise zog krächzend die Krähe"

"Poetry Slam" im Schlachthof: Duell zwischen Slammern aus Wiesbaden und Aachen
Die Räucherkammer ist in schummriges Licht getaucht. Eben noch standen die "Vakanten Genies" aus Aachen auf der Bühne, haben gerockt, gesungen, Texte vorgetragen und das junge Schlachthof Publikum mit ihrer Performance zum Nachdenken, aber auch zum Lachen gebracht. Jetzt ist das Mikrofon offen für jeden - "Poetry Slam" ist angesagt. Spontan liefern sich zwei Teams ein heißes Wortgefecht: Zwei Aachener und zwei Wiesbadener Slammer tragen ihre Texte vor, brüllen, flüstern, schluchzen, toben. Ein schaurig-schönes Moritat hat Michael Stetter dabei - er beschwört gar nicht so traurige Trauerstimmung, "denn Kreise zog krächzend die Krähe" und sinniert dabei über den Abstieg des 1. FC Köln. Hartmut Heil, ebenfalls aus Aachen, lässt den personifizierten Kaffee mit der ganzen kaffeetrinkenden Welt hadern. Dem Publikum gefällt es, und doch küren die abgegebenen Stimmzettel die beiden Wiesbadener zum Sieger-Team: Alexander Pfeiffer, Organisator des "Poetry Siam" im Schlachthof, rezitiert drei kurze Gedichte, schleudert "die Wut eines zornigen jungen Mannes" ins begeisterte Publikum. Ganz anders wieder Jens Jekewitz, der die prosagewordenen Gedanken eines Slammers auf die Bühne bringt. "Poetry Slam - das ist Dichtung, die das Publikum ohne Umwege erreicht", erklärt Alexander Pfeiffer. Die einmal monatlich stattfindenden Wiesbadener Wettbewerbe hätten schon ihr Stammpublikam das immer wieder seine "Stammdichter" feiert oder auch selbst ganz spontan mitslammt, sagt er. eva
(Originaltext mit Foto, untertitelt:) Jens Jekewitz mit den Gedanken eines Slammers: "Jetzt heißt es krass sein"
(Quelle: Wiesbadener Kurier, 31.8.2001)
Mainzer Rhein Zeitung, 28.5.01

Sushi ist wütend auf alle Spießer

Banales und Geniales beim 2. Poetry Stam im KUZ - Lautpoet Alex Dreppec gewinnt Wettbewerb
Von Achim Winkelmann
MAINZ. Es war schon alles zu spät. Um fünf vor kommt der Mainzer Autor Torsten Fink am Kulturzentrum an. Um 20 Uhr wird die Teitnehmerliste freigegeben. Doch die Liste ist voll. 24 junge Autoren aus ganz Deutschland haben sich eingetragen. Zum zweiten Mal veranstaltete die Minipressen-Messe einen Poetry Slam. Für das Publikum ein Marathon über vier Stunden.
Die Luft im Akademiesaal steht schwül und ist stickig. Fünf Minuten Zeit hat jeder Teilnehmer. "Heute ist alles erlaubt" erklärt Organisator und Moderator Alexander Pfeiffer. Sonst dürfen keine Requisiten verwendet werden. Den meisten genügt ihre Stimme, und sie machen exzessiv von ihr Gebrauch, keuchen, krächzen und schreien ins Mikrofon wie der Lockenkopf aus Düsseldorf, der sich Sushi nennt. Er rudert mit den Armen und schreit seine Wut über die dummen Spießer hinaus.
Abgestimmt wird denkbar einfach. Vor jeder Runde melden sich fünf Zuhörer. Sie bekommen Nummerntafeln von null bis zehn, die sie wie Eislauf-Preisrichter hochhalten. Ist das restliche Publikum unzufrieden mit der Bewertung, gellen wütende Pfiffe und Flüche. Drei Punkte aufschlagen?", fragt Moderator Pfeiffer. Wird gemacht, ist doch alles nicht so wichtig. Für die Poeten schon, immerhin gibt es neben einem hässlichen T-Shirt 600 Mark Preisgeld.
Torsten Fink hat Glück. Ein Teilnehmer fällt aus, und er rückt noch nach. Er liest eine Kurzgeschichte aus seinem "Heldenzyklus" über einen Mann, der nackt zu seiner Mülltonne rennt. Die genaue Sprache und der lakonische Humor kommen gut an: 40 Punkte. Noch besser aber ist Wehwalt Kosiowsky aus Hamburg, der sein Gedicht in einer zweiten Runde mit zehnfacher Sprechgeschwindigkeit wiederholt.
Die Bandbreite ist enorm: klassische Balladen, zarte Liebeslyrik, und immer wieder kleine und große Ferkeleien. Edelhard aus Düsseldoff möchte besonders pro- vokant sein. Er holt bei einer Ode an seinen Penis denselben aus der Hose, nachdem er sich immerhin abgewandt hat. "Dichtung und Wahrheit" kommentiert der Moderator.
Daneben immer wieder Beeindruckendes. Wie der Frankfurter Lautpoet, der statt Worte Klänge produziert, fiept und wimmert. Im Kopf entstehen Bilder: eine Maschine, ein asiatischer Markt. Die Höchstpunktzahl erhielt Alex Dreppec aus Darmstadt, der ein fünfminütiges Gedicht vortrug, gereimt, sinnvoll, und mit nur einem Anfangsbuchstaben: "Die Doppelmoral des devoten Despoten". Alle Achtung, Alex, arg aufwendig, aber Aufsehen erregend!
(Quelle: Mainzer Rhein Zeitung, 28.5.01)
Wiesbadener Kurier, 27.12.00

Wenn das Herz juckt wie blöd

Im Schlachthof wohnten wieder die wilden Worte / Etta Streicher gewann den "Grand Slam 2000"
Von KURlER-Mitarbeiterin
Shirin Sojitrawalla
Zum Abschluss des Jahres hieß es im Schlachthof noch einmal "Where the wild words are". Wie immer war es rappelvoll in der verqualmten Räucherkammer. Sechs Monatssieger waren gekommen, um den Zuhörern noch einmal zu zeigen, wo die wilden Worte wohnen. Und schon allein für ihren Mut, sich auf die Bühne zu stellen, um das Geschriebene öffentlich zu machen, gebührt allen Vortragenden Respekt. Die einzige Frau im Wettbewerb machte schließlich das Rennen: Etta Streicher aus Mainz wählte nicht nur fast immer die richtigen Worte, sondern trug sie auch in ihrer ganz eigenen - auf unschuldig getrimmten Art - vor. Im Finale überzeugte sie die Zuhörer, die bei ihrem Vortrag mucksmäuschenstill geworden waren. Als Siegerin des Grand SIam 2000 darf sie nun für ein Wochenende nach Paris fahren.
Selbst die ewigen Ruhestörer, die weniger der Poesie wegen als der Party danach gekommen waren, verkniffen sich lästige Zwischenrufe, als Etta Streicher die Einsamkeit in Worte fasste und von ihrem Herzen erzählte, das zuweilen "wie blöd juckt". Doch trübseelig bleibt es bei ihr nie lange, schließlich weiß sie ja, das es im Leben schlimmer nicht mehr kommen kann.
Während die Zuhörer in den Vorrunden wie üblich Punkte für Vortrag und Text vergeben konnten, wurde im Finale nach Applaus entschieden. Außer Etta Streicher war auch Daniel Wild aus Bingen ins Finale gelangt. Er hat sich mit einem ebenso ehrlichen wie romantischen Liebesgedicht hervorgetan, das er zudem auswendig vortrug. Im Finale trug er einen amüsanten Text rund um die Biersorten dieser Welt vor, der ihm am Ende den dritten Platz bescherte.
Mit dem zweiten Platz musste sich Florian H.H. Graf von Hinten aus Bonn zufrieden geben. In seinen pointiert vorgetragenen Texten spürt er seiner Generation hinterher. Da haben Hakenkreuze und Janoschbuttons den selben Stellenwert: Wo sie auftauchen, ist man in schlechter Gesellschaft, zitierte er Wiglaf Droste. Ansonsten berichtete er aus seiner durch und durch löchrigen Existenz und hatte die Lacher auf seiner Seite.
(Originalartikel mit Foto, Unterzeile:) Die Finalisten des Grand SIam 2000: Siegerin Etta Streicher, Daniel Wild, Don Klos, Sascha Simon, Florian H. H. Graf von Hinten (von links); RMB/Kubenka
(Quelle: Wiesbadener Kurier, 27.12.00)
Wiesbadener Tagblatt, 30.6.00

Wirklich lohnendes Heimspiel

Organisatoren lasen bei Literaturnacht im ehemaligen Schlachthof
es.- Heimspiele gibt es auch abseits des Fußballplatzes. Und das sogar bei Themen, die auf den ersten Blick mit dem Sport um das runde Leder recht wenig zu tun haben. So waren bei der Literaturveranstaltungsreihe "Where the wild words are" im Kulturzentrum Schlachthof erstmalig keine Gastleser geladen. Vielmehr gaben sich drei Organisatoren die Ehre und stellten eigene literarische Werke vor.
Den Anfang machte hierbei Jens Jekewitz mit emotionsgeladener Lyrik über "Murmeltiertage" oder den Kioskbesitzer im Nebenhaus. Im Vordergrund seiner Auswahl von Gedichten und literarischen Ereignisberichten standen alltäglich anmutende Situationen; deren Abläufe mit sarkastischem Humor den routinierten und oberflächlichen zwischenmenschlichen Umgang kritisierten. Vor allem die Erzählung "Freitag abend", die sich mit dem seltsamen Verhalten des Individuums auf Massenveranstaltungen beschäftigte, sorgte für Beifall aus dem Publikum.
TurboLenz, der zweite Autor, lud dann zu, "elektronischen Experimenten". Mit Hilfe von "phasenverschiebenden Zeitverzögerern", Echoeffekten, die ansonsten in der Musik ihren Einsatz finden, entlud der selbsterklärte Gitarrist und Lebenskünstler ein bedrückendes Wortgewitter auf die Zuhörer. Gedichte über einen verwunschenen Garten wirkten hypnotisierend und erschienen in ihrer Gesamtheit wie ein apokalyptischer Rausch, bei dem aber auch der Humor nicht fehlte. Ein Organbauer fällt in das Bauchspeicheldrüsenbeet, dessen Uberreste er für den Schlussverkauf aufheben will. Dann, mitten im bitteren Sarkasmus ein Appell an die Aufrichtigkeit gegenüber den Mitmenschen: "Freundlichkeit macht noch einen Schleimer, wenn sie ehrlich ist." Hinterlegt mit ruhelos erscheinender Musik wurde das drängende Element der Gedichte besonders hervorgehoben.
Ruhiger wurde es dann, zumindest vorerst auch bei Alexander Pfeiffer nicht. Fünf Stücke seiner, im vergangenen Jahr erschienenen CD "Der Weg hier raus" standen auf dem Programm. Wütend vertonte Lyrik über das Aufleben rechtsradikaler Gruppierungen, das Ausbleiben der Wut oder den Schmerz. Aber auch Prosa hatte Pfeiffer zu bieten: Ein Teil seines Geschichtenzyklus "Über allem der alte Mond", der in Anlehnung an den Autor Nelson Algren entstanden ist, bewies die erzählerischen Qualitäten des 29-jährigen.
Ob Heimspiel oder nicht. Angesichts der Vielfalt und des Abwechslungsreichtum des Programms müssen sich diese Autoren sicher nicht verstecken.
(Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 30.6.00)
Wiesbadener Tagblatt, 25.2.2000

Schreiben ohne Anspruch zur Seelenhygiene

Zwei Lesungen und eine Poesie-Schlacht im Schlachthof / Der Gewinner heißt Christoph Geller
jp. - Slam Poetry: Zeitkrische Literatur, die als eine massenkulturelle Erscheinung auftritt und im Zusammenspiel von Autoren und Publikum ihre eigene Ästhetik entwickelt. Im Schlachthof fand jetzt wieder ein Poetrv Slam statt. Bevor jedoch Autoren aus dem Publikum ihre Texte darbieten durften, lasen die geladenen Autoren Bettine Sternberg und Kersten Flenter. Sternbergs Beschreibungen ihres Alltags und Umfelds schäumten vir unverarbeiteter Wut. Die aus Helmstedt stammende Autorin las authentische Texte, die unausgereift und in ihrer Wortwahl zum Teil ordinär waren. Sie habe keinen besonderen Anspruch an ihre Texte, so die Autorin. Irgendwann habe sie gemerkt, daß das Schreiben ihr bei Problemen helfe. Kersten Flenter schilderte unter anderem das "Straßenbahnfahren in Hannover". Die unterschiedlichen Fahrgäste und die dadurch hoch kornmenden Kindheitstraumata schilderte er mit spannungsgeladener Stimme. Er erzeugte ein an ein Hörspiel erinnerndes Stimmengewirr. Des weiteren las er Episoden aus seinem Erzählband "Junkie-Ufer". Die Texte seien alles andere als schön, habe er schon zu hören bekommen, sagte Flenter. "Wie soll ich denn was Schönes schreiben in einer Geschichte, in der die Menschen verkommen." Durch die Offenheit der Veranstaltung variierten die Texte beim Lesewettbewerb des Publikums von Lyrik über narrative Geschichten bis hin zu neodadaistischen Texten mit szenischen Elementen. In die Endausscheidung der zwei Runden kamen Christoph Geller und Thomas Tonn. Das Publikum entschied sich zu Gunsten von Christoph GeIler. Seine Kurzgeschichte war eine Persiflage auf den "Mann des Jahrtausend", auf Gutenberg, und all jene, die ohne ihn nichts geworden wären - zum Beispiel Shakespeare, Goethe oder Hemingway. Eingebettet war die Erzählung in humorvolle Phantasien über die Gegenwart.
(Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 25.2.2000)
Wiesbadener Kurier 20.12.1999

Buchstaben-Stakkato

Schlachthof: Sieger der "Poetry Slams" im Wettstreit
Zum letzten Mal in diesem Jahr begab man sich im Schlachthof dorthin, "where the wild words are". Dichter und solche, die es werden wollen und andere, die es wohl nie werden, trafen sich in der proppenvollen Räucherkammer zum "Grand Slam '99". Alle Monatssieger der "Poetry Slams" traten in wortgewaltigen Wettstreit miteinander. Elf Konkurrenten wollten das Publilum, das gleichzeitig auch Jury war, von ihren Texten zu überzeugen. Unter den djchtenden Seelen war nur eine Frau: Dagmar Klein aus Mainz. Sie trug eine etwas bemühte Postleitzahlen-Geschichte vor und kam nicht in die Endrunde. Wie überhaupt die Zuhörer erbarmungslos aussortierten. Chauvinistische Allmachtsfantasien wurden ebenso weggefegt wie öde Provinzprosa. Allein wer unterhalten konnte, bekam die Gunst des Publikums. Das gelang den drei Finalisten am besten. Heiko Linnemann überzeugte mit einem Text, der den Horror in Worte fasst: Vor Tic-Tac-Frischlern, vor Klopapier, das "Seruus" oder "Danke" heißt und vor dem gemeinen Lebenshorror. Gelassen trug Linnemann seinen Weltekel vor und durfte sich dafür am Ende den zweiten Platz mit Jens Jekewitz teilen. Den Wiesbadener hätten viele gern als Sieger gesehen. In rasantem Tempo brüllte er herrlich destruktive Texte ins Mikrofon. Ein Buchstaben-Stakkato. Am gelungesten sein Text "Was man soll". Da wird die Welt wieder zum Horror. Mit seinem Finaltext verhaute sich Jekewitz aber ein bisschen. Er thematisierte den Wettbewerb selbst. Der Sieger kam aus Malnz. Volker Keller bot verquere Gedichte aus dem Hunsrück. Er sorgte für mächtiges Gelächter, als er Politiker und ihre Stellung der deutschesten aller Provinzen vorstellte: Kohl würde es noch nicht einmal zum Doffdeppen bringen, Hintze aber schon: Schröder müßte sich als. Bratwurstverkäufer verdingen, Scharping als Busfahrer. Auch dafür darf Keller im nächsten Herbst nach Düsseldorf fahren, zum National Slam der wildgewordenen Wörter. Shirin Sojitrawalla
(Quelle: Wiesbadener Kurier 20.12.1999)
Wiesbadener Tagblatt, 31.7.99

Fünf Minuten für die freie Rede

Literarisches Duell der Räucherkammer des Schlachthof / "Poetry Slam" und "Social Beat"
ste. - Es brennt das Herz des jüngen Dichters. "Ich will mich nicht verarschen lassen, von Eurer Doppelmoral", schreit OlIi Bopp seinen Text ins Publikum, nimmt das Miktrophon, steigt auf den Tisch, der zusammen mit einem Stuhl und einer Leselampe die Bühnendekoration bildet. Der Vortrag in der "Räucherkammer" im Wiesbadener Kulturzentrum Schlachthof endet mit einem fulminanten "Nein!" zur uniformierten Welt der angepaßten Spießer. Nach einer Schrecksekunde setzt der Beifall der Zuhörer ein, etwa 40 meist jüngere Leute. Exakt fünf Minuten Zeit hat jeder Teilnehmer am "Poetry SIam", um sein Publikum in Bann zu ziehen. "Poetry Slam", das ist ein Wettbewerb für alle, die einmal ausprobieren möchten, wie ihre selbstverfaßten Texte auf andere Menschen wirken. Das Gedicht "Wagadugu" in dem Kopfschmerzen zu "blauen Blitzen am Fehlfarbenhimmel deiner Schläfen" werden, liest Maik Lippert. Er bietet seine zu Lyik verdichteten Alltagserfahrungen auf der von roten und blauen Scheinwerfern nur matt beleuchteten Buhne als rhythmischen Sprechgesang dar. "Alles ist möglich", sagt der bärtige Dichter, der schon in anderen Städten bei "Poetry Slams" mitgemacht hat, man könne sogar einen Kassenzettel aus dem Supermarkt künstlerisch deklamieren. Als dritter Wettbewerbsteilnehmer steigt schließlich Mario Bohrmann von einer der Schaukeln, die an Eisenketten am Tresen der "Räucherkammer" hängen und mit ihren Sitzflächen aus ausgedienten Skateboards den Barhocker ersetzen. Er tritt auf die Bthne und gibt einen Klassiker: "Heiße Magister, Doktor gar". Doch nach wenigen Zeilen hat sich Goethes Faust in ein Traktat gegen die Verführung durch den Alkohol verwandelt, bei dessen Konsurn "das Leben Muffensausen" bekomme. Den Gewinner des Poetry Slam bestimmen die Zuhörer im ersten Durchgang, indem auf bereitliegenden Zetteln getrennt nach Art und Weise des Vortrags und seinem Inhalt Punkte an die Autoren vergeben werden. Zwischen den so ermittelten Erst- und Zweitplazierten entscheidet nach einem zweiten "Leseduell" die Stärke des Applauses. "Hier braucht niemand Angst zu haben, keiner wird ausgebuht", sagt Patricia Link, die zu der Gruppe der sechs Organisatoren der Veranstaltungsreihe gehört. Wer spontan auf die Bülhne geht, bekommt außerdem sein Eintrittsgeld zuntick. ,,Wir wollen Leute, die schreiben, ermutigen und ihnen eine Chance für ihre künstlerische Entwicklung geben". Nachdenklich packt Olli Bopp, der Sieger, seinen Preis ein, ein riesiges T-Shirt. Für ihn ist der "Poetry SIam" eine zweischneidige Angelegenheit. "Man muß entweder laut sein, oder Lacher hervorrufen: gute leise Texte mit Tiefgang fallen oft durch", sagt er kritisch. Neben dem letzten Wettbewerb im Schlachthof vor der Sommerpause findet auch an diesem Abend eine Lesung statt. Die geladenen Autoren Dagi Bernhard und Roland Adelmann vertreten den "Social Beat", eine junge Literatur, die die Welt in witzigen, traurigen und schrillen Momentaufnahmen des Alltags spiegelt. Als Mittdreißiger sind beide zwar längst ihrer Vergangenheit als Punker entwachsen. Doch ihre Texte atmen immer noch die Sehnsucht danach, anders zu sein..
(Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 31.7.99)
Wiesbadener Tagblatt, 3.4.99

Die Welt als Müll

Zweiter Poetry-S1am in der Räucherkammer
hi. - Ein großer Vollmond taucht den nächtlichen Schlachthof in ein weißes, hartes Licht Surreal und doch friedlich wirken die Gebäude. Ganz anders beleuchten die Welt sechs spontane Poeten beim zweiten von sechs Poetry-Slam-Nächten mit Wettbewerb und vorangehender "Lesung" in der Räucherkammer: hart, entblößend, - deprimierend. Das Ambiente der Räucherkammer deren Wände noch immer einen Übelkeit erregenden, süßlichen Geruch ausdünsten, paßt dazu. Motto der Reihe: "Wo die wilden Wörter sind." Diesmal zu Gast: Der Vorsitzende des Hessischen Schriftstellerverbands und professioneller Vertreter des social beat, Hadayatullah Hübsch. Außerdem: Andi Lück, im bürgerlichen Beruf Chemiker an der Frankfurter Uni, daneben Musiker und Autor. Lück und Hübsch haben gemeinsam einen surrealen Roman verfaßt, aus dem sie gemeinsam einige Szenen vortragen. Erst nach diesen drei Teilen beginnt der Poetry-Slam-Wettbewerb und dann entsteht Stimmung, kommt Leben in den dahindümpelnden Abend, der mehr aus Pausen, als aus Vorträgen zu bestehen scheint. Die Welt: "Ein einsamer Scheißhaufen im Gebüsch des Universums", findet Andi Lück deftige Worte. Müll, auf Neudeutsch "Trash" erhebt er zum Stil und ruft doch nach Gefühl, nach mehr Liebe in der technisierten Welt: "Was fehlt ist Liebe, nicht ISDN". Doch Lück wirkt zahm und leise gegen Hadayatullah Hübsch. Der schreit, röhrt, grölt, brüllt flüstert seine rhythmisch dem Beat folgenden Gedanken und Satzfetzen ins Mikrofon. Er trägt nicht vor, er inszeniert "Songs irgendwelcher Art" nennt er diese noch unveröffentlichten Werke. Literatur als Form der Therapie. Die Teilnehmer schreien oder flüstern sich, je nach Temperament, ihre Unzufriedenheit von der Seele. Das Publikum ist begeistert. Je wilder und ungezähmter, desto besser. Denn: Anschließend kehrt jeder wieder zurück nach Hause, viele tauchen wieder ein in ihre technisierte acht bis 16 Uhr-Welt. Man hat sich angenehm amüsiert, einen "wilden" Abend verbracht. Aber in einer Welt, in der ohnehin erlaubt ist, was gefällt, geht auch ein Hadayatullah Hübsch nicht mehr wirklich unter die Haut.
(Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 3.4.99)
Wiesbadener Kurier, 3.4.99

Wo die wilden Wörter wohnen

"Poetry-Slam" im Kulturzentrum Schlachthof
Als nach anderthalb Stunden endlich der "Poetry-Slam" angekundigt wird, merkt man, daß alle darauf gewartet haben, manche vielleicht nur seinetwegen gekommen sind. Jetzt darf jeder, der genug Mut hat, Selbstgeschriebenes vortragen und das Publikum per Punktevergabe einen Meisterdichter küren. Der Laienwettbewerb - so scheint es - ist schon bei der zweiten Veranstaltung in der Reihe "where the wild words are" zum heimlichen Höhepunkt der Literaturabende im Kulturzentrum Schlachthof avanciert. Bevor aber die Amateurpoeten auf die Bühne dürfen, geben jeweils zwei Vertreter der sogenannten "Social-Beat-Literatur" einige Zeilen zum Besten. Der 1946 geborene Hübsch ist ein etablierter Protagonist des alternativen Literaturbetriebes und außerdem ein ausgewiesener Profi im Bühnen-Vortrag. Seine Gedichte - Stroßrichtung gesellschaltskritisch bis -ablehnend - trug der füllige Mann mit Vollbart in einem mitreißenden Wechsel aus Bellen, Brüllen und zart säuselnden Singsang vor. Sprachliche Effekte schöpft er dabei hauptsächlich aus der Verfremdung von Phrasen, Worten und Silben ("Krieg im Kosovo-wo-wo-wo?") - ein Stilmittel, das die ,,Social-Beat-Literatur" aus Dada- und Nonsense-Dichtung fest in ihre eigene zu übernommen haben scheint. Daß Hübsch es mit der genrekonformen Anarcho-Anti-Haltung mittlerweile nicht mehr allzu ernst meint, zeigte eines seiner Prosa-Stücke aus dem neuesten Band "Macht den Weg frei". Hier lieferte er eine herrliche Parodie auf die ritualisierten Ungezogenheiten der Punk- und Hausbesetzerszene und ihre Auseinandersetzungen mit der Polizei. Ganz anders beim jüngeren Andi Lück: Der meinte es mit seinen paranoia-getränkten, sich in obskursen Wortschöpfungen verheddernden und abgegriffen selbstgerechten Tiraden gegen Handybenutzer, Luxusweiber und "Medienagenten" so ernst, daß man sich irgendwann das Weghören nicht mehr übelnehmen konnte. Aus dem Munde eines biologisch-technischen Assistenten klingt der Weltschmerz des von der bösen Jnformationsgesellschalt beiseite getretenen Underdogs nunmal nicht sehr überzeugend. Viel merkwürdig pubertär anmutendes Verzweiflungsgeschrei war dann allerdings auch beim langen erwarteten Wettkampf der Laiendichter zu hören. Sechs Kombattanten traten auf, fünf Minuten hatte jeder Zeit, seiner Muse die Sporen zu geben. Die Wahrnehmung des eigenen Ichs als von der Ignoranz der anderen gequältes Sensibelchen ist wohl ein Muß der "Social-Beat-Literatur"- anders wäre der sechsstimmige Kanonen aus selbstmitleidigen Tagebuchnotizen kaum zu erklären. Sieger in der Publikumsgunst war Heiko, der es wenigstens verstand, sich seinen "Horror" vor allem und jedem mit einem Funken Humor von der Seele zu reden. Markus Bennemann
(Quelle: Wiesbadener Kurier, 3.4.99)
Wiesbadener Tagblatt, 24.2.99

Wo die wilden Worte sind...

Neue Literaturreihe samt Wettbewerb im Kulturzentrum Schlachthof
gw. - Das hat Wiesbaden noch gefehlt: Ab dem heutigen Mittwoch, 24. Februar, Beginn um 20 Uhr, steigt in der Räucherkammer des Schlachthofes einmal monatlich "Social Beat Literatur" in die Eisen. Die Stoppuhr läuft mit: Ein Wettbewerb unter dem neu-deutschen Tenor "Slam Poetry", bei dem Schriftgelehrte aus dem Publikum genau fünf Minuten lang ihr Verdichtetes in das Mikrophon in deutscher Muttersprache tönen dürfen, gehört mit dazu. Das Publikum spielt Jury und stimmt über "Vortrag und Inhalt" ab, ,,Ruhm und Preise" winken. Zuvor stellt die mehrfach ausgezeichnete Autorin Michaela Seul ("Nachts brennen die Betten doch") Kostproben ihrer unverblümt ironischen Texte vor. Auch der Szenegeheimtip Jaromir Konecny wird im Schlachthof lesen. Das unkonventionelle Vergnügen wird vom Kulturamt gefördert und firmiert unter der Devise: "Where the wild words are". Klar doch, der Titel lehnt sich augenzwinkemd bewußt an das berühmte Kinderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" von Maurice Sendak an. Die Idee der ,,Poetry Slams" kam Anfang der 90er aus den USA nach Europa, berichten Patricia Link und Alexander Pfeiffer vom Wiesbadener Organisationsteam. Die sogenannte "Social Beat Literatur" hatte auf der Mainzer Minipressen-Messe 1992 ihre Geburtstunde, wurde im Jahr darauf in Berlin aus der Taufe gehoben und seither auf regelmäßigen Festivals in München, Berlin, Hannover und Bochum realisiert. "Social Beatle" Alexander Pfeiffer stellte 1996 seinen Gedichtband "Stacheldraht- Herz" vor. Germanistikstudentin Patricia Link trat beim Schlachthof-Event "48 Stunden" als Polaroid-Fotografin hervor. Gemeinsam mit dem Gitarrero Uwe Kiesilowski, dem Erzieher Angeo Mocco, Altenpflegerin Tanja Tietze und der Juristin Bettina Lehmann lädt das Team jetzt zum Experiment ein: "Die Literatur geht zu den Menschen". Kommen und Mitmachen erwünscht.
(Quelle: Wiesbadener Tagblatt, 24.2.99 )

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