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Wiesbadener Tagblatt vom 31.10.2003:

Zerstörerische und fesselnde Liebe

Die junge Autorin Sonja Ruf liest beim Poetry Slam aus ihrem jüngsten Frauen-Roman
Von unserer Mitarbeiterin Jana Schneider

In der Räucherkammer des Schlachthofs wurde wieder scharf geschossen. Mit Worten. Getreu dem Motto des Abends "Where the wild words are" traten diesmal fünf mutige Kandidaten bei einem Poetry Slam gegeneinander an, um vor dem Publikum ihr Sprachtalent zu beweisen und lieferten ein Wortgefecht par excellence. Sieger wurde schließlich Felix, sein Gedicht - die reine Lautmalerei.

Doch der Abend begann mit einem weiteren Höhepunkt, einem besonderen Gast - die junge Autorin Sonja Ruf las aus ihrem neusten Roman "Die Frau im Fels" und bot den Zuhörern zusätzlich zwei Kurzgeschichten, von denen eine ihr den Sieg bei einem Darmstädter Slam einbrachte. Sonja Ruf, 1967 in Pforzheim geboren, wollte schon als achtjähriges Mädchen Buchautorin werden, kam aber erst über Umwege zu ihrem Traumberuf. Sie lernte zunächst Verlagsbuchhandel und studierte Geschichte in Frankfurt. 1996 gewann sie beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt, seitdem hagelt es Stipendien und gute Kritiken.

Fast verlor sich diese zierliche Frau vor dem golden glitzernden Vorhang im Hintergrund. Aber ihr Roman, ihre Stimme fesselten von Anfang an die Zuhörer. Dabei scheut sie auch Themen wie pervertierte Sexualität, Abhängigkeit oder seelische Abgründe nicht. Ihr neuer Roman handelt von der Liebe zwischen Frauen, aber es ist eine anormale Liebe, die mehr Unglück als Glück zu bringen scheint, zu (selbst)zer-störerisch ist, dann aber wieder fesselnd, anziehend.

Inge, die Protagonistin, hatte einmal eine intensive Beziehung mit Johanna, die Inge eines Tages bat, sie zu schlagen, zu bestrafen. Dann, bei einem Urlaub in Rochefort, trifft Inge die Felsenführerin Justine, die sie so sehr an Johanna erinnert. Von Beginn an ist zwischen den beiden Frauen eine enorme Anziehungskraft, aber die Stellen, die Sonja las, ließen absolut nicht erahnen, wie diese Geschichte der Sehnsucht enden könnte. Es schien als hätte das Publikum für diese zwanzig Minuten den Atem angehalten und ihn erst mit dem Applaus wieder aufgenommen.

Die faszinierende Geschichte war Stoff vieler Gespräche, bevor sich danach auch die Slammer auf der Bühne profilieren konnten.

Der nächste Poetry Slam findet am 27. November in der Räucherkammer des Schlachthofs statt. Thema ist diesmal "Urban electric poetry". Weitere Infos gibt es unter www.wtwwa.de.

(Quelle: Wiesbadener Tagblatt vom 31.10.2003)

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