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Wiesbadener Tagblatt vom 29.10.2004

Atemlose Episoden

Zum Poetry Slam im Wiesbadener Schlachthof
Von unserer Mitarbeiterin Anjali Dubey

"Where the wild words are" - unter diesem Titel geht jeden letzten Mittwoch im Monat literarisch gesehen im Wiesbadener Schlachthof (Gartenfeldstraße 57) so einiges. So auch im Oktober. Der Abend begann mit Lesungen und Performances der Wortkünstler Wolf Hogekamp und Felix Römer. Wolf Hogekamp ist der Mann, der den ersten Poetry Slam in Deutschland veranstaltet hatte und damit Pionier auf diesem Feld. Felix Römer, von Haus aus Schauspieler, ist auch ein alter Hase im Geschäft. Er hat selbst schon viele Poetry Slams gewonnen, auch den Grand Slam, der für ganz Deutschland gilt.

Das Programm an diesem Abend war sehr vielfältig. Wurde doch über die Liebe, das Weggehen, Drogenexzesse und Sex philosophiert. Wortgewandt verpackten die beiden, in Berlin wohnhaften Künstler, ihr schon Erlebtes und Erträumtes in Verse, die mal im Sprechgesang, mal im Dialog vorgetragen oder einfach rhythmisch vorgelesen wurden. Die Atmosphäre war familiär in der Räucherkammer, als Römer sein intimes Gedicht "Für Michelle" vorlas. Da geht es um eine Liebe, die eben nicht "einfach nur so" für ihn ist, sondern die ist, weil er sie liebt, weil er sie will.

Hogekamp warf eine kurze, atemlose Episode über den tristen Herbst ein. Stehenderweise trug er seine Texte im Sprechgesang vor, so in "Korrekt gerockt". In "Verhinderter Held" berichtete Römer über eine Person, die nur in ihren Träumen große Taten vollbringt, die richtige Zeit zum Handeln aber noch nicht gekommen sieht.

Hogekamp schloss vor der Pause mit "Thesen über Männer", in denen es um homoerotische Träume geht, um Eitelkeit und Faulheit. Die beiden Herren sind derzeit zusammen auf Tour (näheres unter www.spokenworldberlin.net)

Anschließend an die Lesung fand noch ein sich sehr im Rahmen haltender Poetry Slam statt. Zwei Freiwillige aus dem Publikum trugen ihre eigenen Texte vor, das Publikum entschied per Applaus, wer gewinnen sollte. Georg, der seine ausgetüftelten Texte ab und zu mal nach dem Motto "Reim dich, oder ich fress dich" entwarf, verlor viele Wörter um den Satz herum "Lieber die Blinde im Bett, als die Taube auf dem Dach".

An die bedächtige Art des Gewinners Michael musste man sich erst gewöhnen. Er nahm die Zuhörer mit auf eine Art Traumreise mit einem netten Krokodil. Der Gewinner darf im Dezember bei dem Grand Slam 2004 antreten.

(Quelle: Wiesbadener Tagblatt vom 29.10.2004 )

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