w w w . w t w w a . d e   pressespiegel  <-      \/\/ 

Wiesbadener Kurier vom 31.05.2003:

Literatur als Innovation

Edwart Reder und Anant Kumar im Kulturzentrum Schlachthof
Von Kurier-Mitarbeiterin Yvonne Schmidt

Fast 400 Teilnehmer stellen derzeit bei der Mainzer Minipressen-Messe - siehe neben stehender Bericht - ihre Produkte vor. Einem davon hat die Veranstaltungsreihe "Where the wild words are" einen Verlagsabend gewidmet: Der Wiesenburg Verlag ist ein kleines autonomes Forum für junge Gegenwartsautoren, darunter Alexander Pfeiffer vom WTWWA-Team. Auf Unabhängigkeit und Innovation basiert das Selbstverständnis des fränkischen Unternehmens, das seit 1995 ein breites Spektrum an deutschsprachiger Belletristik herausgibt.
Davon zeugen die beiden Autoren, die in der Räucherkammer des Kulturzentrums Schlachthofs den Verlag repräsentierten: Edwart Reder, bekannt durch Veröffentlichungen in der FAZ und der Frankfurter Rundschau, las aus seinem 1999 erschienenen Lyrikband "Messungen". In seinem Debütwerk beschreibt der gebürtige Berliner seine Wahlheimat Frankfurt/Offenbach: Einen idyllischen Spaziergang am Mainufer wie im Gedicht "Flussweg", doch auch die Schattenseiten: Aus den "dienst-leise-verzweifelnden" Prostituierten und den grellen Lichter kreiert er eine bedrohlichen Skizze der Mainmetropole. Reder jongliert mit Worten, die er zu dicht geknüpften Assoziationsketten verstrickt. Es sind die Momentaufnahmen, die ihn interessieren, so in seinem literarischen Ausflug ans Mittelmeer "Geträumte Stufen": In traumähnlichen Sequenzen setzt er die visuellen Eindrücke der mediterranen Landschaft in Szene, um sie anschließend wieder in den Fundus zurückzuschicken. Ausdrucksstark die Metaphorik seines Gedichtes über die Abschiebung von Flüchtlingen, das endet: "Meine Fragen, welke Blätter, bringen den Baum nicht zurück."
Heiter-satirisch reflektiert der aus Indien stammende Anant Kumar in seinem Werk "Die galoppierende Kuhherde" das Spannungsverhältnis interkultureller Kommunikation: Die Vorurteile gegenüber der indischen Kultur, in dem Gedicht "Erstaunen" thematisiert, sind gesellschaftlich brisant. Doch Kumar pointiert in seinen Essays und Gedichten seine Alltagserfahrungen selbstironisch mit Witz und Poesie, wobei er so manche Wahrheit enthüllt. Was ist die politisch korrekte Männer-Fantasie einer Damen-Handtasche? Schließlich deckt er auf, was indische Frauen wirklich empfinden, wenn sie ihren Pascha anlächeln: "Im Herzen lacht sie ihn aus, weil die Haare den Kopf verlassen haben."

(Quelle: Wiesbadener Kurier vom 31.05.2003)

w t w w a  presssespiegel       mailto: [where the wild words are]       /\