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Wiesbadener Kurier vom 1.03.02

Wildheit der Älteren

Emmel, Stickelmann und Döbel im Schlachthof
Von Kurier-Mitarbeiterin Shirin Sojitrawalla

Ihre Peformance sei auch für sie selbst immer wieder ein Abenteuer, erzählt Eberhard Emmel: Kein Abend sei wie der andre, bestätigt sein Kollege Bernd Stickelmann und spricht von viel Improvisation: Zusammen mit Reinald Döbel, der für Sound und Geräusche zuständig ist, bringen sie die Worte zum Klingen, die Töne zum Sprechen und die Sätze zum Singen. Stickelmann liest experimentelle Gedichte oder Wortcollagen die dadaistisch anmuten; und mal als Zungenbrecher, mal: als Rap daherkommen. Reinald Döbel am Keyboard, Maultrommel und Kalimba greift unterstützend und verfremdend in die Texte ein und Eberhard Emmel setzt die Wörter am Saxofon und allerlei exotischen Instrumenten in Klänge um. Nun Waren die drei zu Gast in der Räucherkammer des Schlachthofes. Dort wurde der erste Poetry Slam "Where the wild words are" des Jahres präsentiert. Und wie immer gab es zuerst eine Gastlesung, diesmal eben mit dem besagten Trio.
In Wiesbaden sind die drei keine Unbekannten, waren sie doch schon beim Lvrikcafe im Hinterhaus, das Stickelmann initiierte, aktiv. Heute lebt nur noch Eberhard Emmel in Wiesbaden, bekannt u.a. auch als Saxofonist bei "Naga Pelangi". Stickelmann lebt mittlerweile als Dozent in Frainkfurt und Erfurt und Döbel als Lehrbeauftragter in Münster. Doch immer wieder kommen sie einmal zusammen, sei es, um beim Museumsuferfest in Frankfurt aufzutreten oder eine "Hörprobe" für den Hessischen Rundfunk aufzunehmen.
Der Auftritt vor dem doch überwiegend jüngeren Publikum in der Räucherkammer war für die drei Herren um die 50 und darüber also nicht gerade etwas Alltägliches. Stickelmann zeigte sich aber sogleich begeistert von dem "tollen Raum" sowie der guten Atmosphäre", und auch der überwiegende Teil der Zuhörer/innen fand Gefallen an dem Auftritt des Trios: Einmütige Begeisterung herrschte beim Textpottpourri "Arbeitsmarkt" einem alten Text von Eberhard Emmel, der sich über das Kauderwelsch von Stellenanzeigen und Absagungsschreiben lustig macht. Zum Abschluss las er ein Prosastück aus seinen Erinnerungen ans Bergkirchenviertel in den 70er Jahren. Der Text ist auch eine Liebeserklarung an die Nerostraße und das Jazzhaus- (heute Wirtshaus). Und als er so las, wie es damals zuging, merkte man zum ersten Mal, dass die drei doch einer älteren Generation angehören. Wo die wilden Worte wohnen, wissen sie aber allemal.

(Quelle: Wiesbadener Kurier, Freitag 1.3.2002 )

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